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Portrait: Petra Heuberger

Geschrieben von Michaela Quarti
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 Petra Heuberger: Die Frau für alles am Sägeteich
Die 37-jährige zweifache Mutter ist bei der DJK Offenburg Tischtennis-Zweitligaspielerin, Cheftrainerin und engagierte Jugendleiterin
Am Nachmittag hatte draußen das Thermometer 36 Grad erreicht. Drinnen, in einem kleinen, abgetrennten Teil der Sporthalle am Sägeteich in Offenburg, ist am Abend die Luft zum Schneiden dick. Drei Tischtennistische sind aufgebaut, daneben verteilt die Wasserflaschen. Dutzende kleine weiße Bälle liegen am Boden oder ploppen auf. Hochkonzentriert agieren hier die Talente an den Platten – und mittendrin die Frau, die fast immer in der Halle anzutreffen ist: Petra Heuberger. Flugs spielt sie mit dem jungen Hannes Blase noch ein paar Bälle, wirft zwischendurch ein Auge auf Jele Stortz und Noemi Graf und nimmt dann am Rande Platz zum Interview. »Kann ich die beiden noch beobachten?«, wirft sie ein, während Samuel Schürlein und Hannes Blase ein Trainingsmatch bestreiten.
Sie kann.

"Viel lieber hätte ich Fußball gespielt"
Petra Heuberger ist die Frau für alles bei der Tischtennis-Abteilung der DJK Offenburg. Sie ist Spielerin der Zweitliga-Mannschaft, deren Mannschaftsführerin, sie ist Cheftrainerin, Jugendtrainerin und Jugendleiterin. »Der Aufwand, den sie betreibt, ist enorm«, staunt Thomas Heß, der langjährige Abteilungsleiter der DJK. »Sie ist wie eine Mama«, hat die letztjährige Spitzenspielerin Luisa Säger gesagt. »Ich bin halt da, wenn jemand was braucht«, gibt sich Petra Heuberger bescheiden.  
Acht Jahre alt war Petra Beck, als sie bei Mini-Meisterschaften in Seelbach ihre Liebe zum Spiel mit dem Zelluloidball entdeckt hat. »Viel lieber hätte ich ja Fußball gespielt«, lachte die 37-Jährige, »doch damals war der Frauenfußball noch nicht so verbreitet.« Den Eltern war es auch schlicht zu viel, die sportbegeisterte Tochter vom Seelbacher Ortsteil Wittelbach ins Fußball-Training nach Lahr zu fahren. 

"Mit zwölf im Kader"
Also entwickelte sich die Leidenschaft zum kleinen Ball. Mit zwölf kam die hochtalentierte Tischtennisspielerin in den Kader, als Teenager spielte sie in der Badenliga beim TTC Schuttertal und verlor kein einziges Spiel. Der Weg führte schnell nach Freiburg-Wiehre in die Regionalliga, wo die gelernte Verwaltungsfachfrau mit 16 Jahren schon zur besten südbadischen Tischtennisspielerin werden und über Jahre hinaus die Ranglisten dominieren sollte. 
2000 folgte der Wechsel zum damaligen Regionalligisten SV Böblingen, 2006 gelang der Aufstieg in die Bundesliga, wenig später wurde aus Petra Beck nach der Heirat mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Petra Heuberger. 
Ein Ziel sei die Eliteklasse für sie aber nie gewesen, erklärt sie im Rückblick. »Es ist einfach so gekommen.« Zum bescheidenen Naturell der Seelbacherin zählt auch, dass sie sagt: »Richtige Bundesligaspielerin war ich nicht. Ich bin da schon an meine Grenzen gestoßen.« Im Vergleich mit Profis und Studentinnen fehlte der Ortenauerin, die zu jener Zeit bei der Stadtkämmerei Lahr arbeitete, auch die Zeit für ein hohes Trainingspensum. 

Zweimal DM-Dritte im Doppel
Der Lebensmittelpunkt der Petra Heuberger war weiterhin die Ortenau. Trainiert hat sie unter der Woche in Offenburg am Stützpunkt, manchmal auch mit den Männern der TTSF Hohberg. Tobias Hummel, der Freund aus Jugendtagen, war ihr Lieblingstrainingspartner. »Die Männer spielen aktiver und mit mehr Spin«, erklärt sie, »bei den Frauen wird mehr geschubst oder geschossen.« Am Wochenende ging es nach Böblingen – 300 Kilometer hin und zurück. »Heimisch wird man mit zwei Stunden Fahrt nicht. Ich kannte die Mannschaft gut, ich war aber nicht Teil des Vereins«, gibt sie offen zu. 
Doch in die Zeit ihres schwäbischen Exils fielen auch die größten sportlichen Erfolge der Südbadenerin. Sie qualifizierte sich für die deutsche Top-16-Rangliste, und sie war bei den deutschen Meisterschaften zweimal Dritte im Doppel. 
Als die DJK Offenburg 2008 in die 2. Liga aufstieg, wechselte Petra Heuberger an den Sägeteich. Viele Jahre war sie Spitzenspielerin, im vergangenen Jahr beerbte sie auch noch den langjährigen Trainer Pavel Levine als Chefcoach. 

"Manchmal ist weniger mehr"
Inzwischen ist Petra Heuberger zweifache Mutter. Lena ist sechs, Annika drei Jahre alt. Bei beiden Schwangerschaften stand sie noch lange an der Platte, nach beiden Geburten ist sie schnell wieder in die 2. Bundesliga zurückgekehrt. »Solange es Spaß macht«, will die Frau mit dem guten Auge und einer hohen Grundsicherheit weiterspielen. »Doch ich bin die Letzte, die einer Jungen im Weg stehen wird.« Es gab schon Zeiten, da ist sie ehrlich, da hätten ihr die langen Auswärtsfahrten wenig Spaß gemacht. Doch zurzeit passe die Situation mit Theresa Lehmann und Neuzugang Lena Krapf. »Wir sind Freundinnen, kein zusammengewürfelter Haufen«, erklärt sie und fügt lachend an: »Wir können noch was miteinander anfangen.«
Seit ein paar Wochen arbeitet Petra Heuberger nach dem Ende ihres Erziehungsurlaubs in der Ortsverwaltung von Kuhbach, doch Tischtennis macht noch immer ein Großteil ihres Lebens aus. Vielleicht auch, weil sie zwar ehrgeizig, aber nicht verbissen ist. Weil sie den Spaß nie verloren hat. In den vielen Jahren im Leistungssport hat Heuberger Talente kommen, aber auch gehen sehen. »Manchmal ist ein bisschen weniger mehr«, hat sie die Erfahrung gelehrt. »Was hast du davon, wenn die Talente mit 18 Jahren aufhören? Ein Verein profitiert doch von denen, die mit 18 plus noch dabei sind.«
Sie selbst ist das beste Beispiel.

Heß: Petra ist absolut integer"
Mittlerweile hat das Ploppen der Tischtennisbälle in der Halle aufgehört. Samuel Schürlein und Hannes Blase diskutieren gerade einen Ballwechsel. Petra Heuberger beobachtet, hört zu und ermahnt. Weiter geht es. An der Tischtennisplatte und im Interview.
Mit vier Jugendlichen hat Heuberger einst das Nachwuchstraining bei der DJK angefangen, mittlerweile gibt es sieben Jugendmannschaften. »Petra hat ein ganz gutes Händchen bei der Akquise«, hat Thomas Heß festgestellt. Wie sie das macht? »Durch ihre kollegiale, ausgeglichene Art. Und sie spricht vor allem die Eltern an, ob vielleicht noch ein Freund oder eine Freundin kommen will.« Und diese Mund-zu-Mund-Propaganda zeige mehr Wirkung als jedes Schnuppertraining.
Zudem schätzt Heß  die Persönlichkeit der Seelbacherin. »Petra ist absolut integer, ohne jeden Anflug von Allüren. Bei ihr ist keine persönliche Eitelkeit vorhanden, die Trainer und Funktionäre ja manchmal haben.« Deshalb wird sie hochrespektiert. Als Kollegin, als Trainerin, als Frau für alles.

Ohne Ehemann Markus ginge das alles gar nicht 
Mittlerweile ist es 20.45 Uhr. Das Interview ist beendet, das Jugend-Training auch. Hannes Blase wartet. Das Talent kommt ebenfalls aus Seelbach. Petra Heuberger nimmt ihn mit auf den Heimweg. Da ist sie wieder die fürsorgliche »Mama«. Und ihre beiden Töchter? Die hat Ehemann Markus zu Hause bereits ins Bett gebracht. »Ohne ihn«, sagt sie und schnappt die Sporttasche, »ginge das alles gar nicht.«

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