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Interview mit Thomas Vergin

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"Positiv bleiben und nicht irgendwelchen vergebenen Punkten nachtrauern!"
Von Fußballverletzung zur Tischtenniskarriere hin zum Vereinsschreck. Thomas Vergin erzählt uns von seinen Anfängen im Tischtennissport, seinen Erfahrungen auf dem Weg und warum er in Teilen Badens gefürchtet ist.

TTSF: Hallo Thomas, danke, dass du dir die Zeit nimmst deine lange Tischtennis-Historie mit uns zu teilen. Erstmal, wie läuft die Saisonvorbereitung?
Thomas: Alles im grünen Bereich. Mittlerweile habe ich über 40 Saisons ohne Unterbrechung in vollem Umfang gespielt. Da macht man sich nicht mehr so viele Gedanken.

TTSF: Da hast du sicherlich einiges an Routine aufgebaut. War das immer so bei dir? Erzähle uns von deinen Anfängen.
Thomas: Sehr prägend waren für mich die Anfangsjahre bei den Tischtennisfreunden Niederschopfheim. Ich musste aufgrund eines Kreuzbandrisses mit 15 das Fußballspielen aufgeben. Die Leistungsorientierung des Fußballs nahm ich ins Tischtennis mit, wo es viel lockerer zuging. Dadurch schaffte ich es in meiner ersten Saison, gleich erfolgreich in der Jugend-Landesliga zu spielen. Zwei Jahre später war es dann die Herren-Landesliga. Das war eine tolle Zeit, in der es steil bergauf ging. Wir waren in der ersten Mannschaft auch privat befreundet und hatten eine verschworene Truppe. Aufgrund mangelnden Trainingsfleißes und mittelmäßigem Talent setzte dann aber bald eine Stagnation bei mir ein. Vielleicht hätte ich damals jemanden gebraucht, der mich mitzieht.

TTSF: Das ist ein guter Punkt das Umfeld ist auch ein wichtiger Einflussfaktor. Deswegen würde mich jetzt interessieren: Welche Rolle spielte der Tischtennissport in deinem Leben, und wie hat er dich als Person geprägt?
Thomas: Seit wir Kinder haben, haben sich die Prioritäten etwas verschoben. Da habe ich meine langjährige Tätigkeit in der Vorstandschaft beendet. Ich bin aber nach wie vor sehr gerne als Spieler und auch als Zuschauer aktiv. Im Tischtennis kann man fürs Leben lernen. Man lernt, mit Drucksituationen umzugehen, Gegner zu respektieren, Niederlagen zu akzeptieren. Obwohl Tischtennis eigentlich ein Einzelsport ist, spielt der Teamgeist eine große Rolle. Das sind alles Dinge, die im richtigen Leben helfen.

TTSF: Du hast den Teamgeist erwähnt: Wie erlebst du die Gemeinschaft und den Zusammenhalt innerhalb des Vereins?
Thomas: Die Gemeinschaft ist sehr gut. Wo gibt es das sonst, dass nach dem Training Jung und Alt, Bundesligaspieler und Hobbyspieler, Frauen und Männer, Hohberger und Gastspieler ungezwungen zusammenstehen, über Gott und die Welt reden und Spaß haben? So etwas ist Gold wert.

TTSF: Das freut mich sehr zu hören. An dieser Vereinskultur bist du auch nicht unbeteiligt. Du warst lange in der Vorstandschaft, hat sich da viel geändert?
Thomas: Auf jeden Fall. Nach der anfänglichen Euphorie, ausgelöst durch die Fusion (von Hofweier und Niederschopfheim im Jahre 1994; A.d.R.), gab es auch kritische Phasen. Die damalige erste Mannschaft spielte Badenliga und hat sich selbst gemanagt. Die Vorstandschaft hat den Rest erledigt. Die Vorstandssitzungen mit Rainer Rudolf, Edmund Feißt, Oli Bächle, Alex Grathwohl und Günter Armbruster glichen eher einer Stammtischrunde, hatten aber auch Charme. Wir hielten den Verein aber immerhin am Laufen. Mit dem Einstieg von Thomas Huck als zweiter Vorstand hat sich vieles positiv verändert.

TTSF: Das ist ein erfreuliches Resümee, da wird sich dein Namensvetter freuen. Welche Ratschläge würdest du jungen Tischtennisspielerinnen und -spielern geben, die ihre Fähigkeiten verbessern und vielleicht auch eine erfolgreiche Karriere anstreben möchten?
Thomas: Gebt Gas und habt Spaß. Ihr werdet materiell nicht reich werden mit Tischtennis, aber ihr könnt mit Unterstützung unserer tollen Trainer das Beste aus euch herausholen, viele interessante Menschen kennenlernen, euch persönlich weiterentwickeln, auch mit Vorstandsarbeit, und ihr könnt bis ins hohe Alter in einer Gemeinschaft aktiv Sport treiben. Bleibt immer positiv und trauert nicht irgendwelchen vergebenen Punkten nach.

TTSF: Da lassen sich Lebensphilosophien erkennen. Gibt es bestimmte Vorbilder oder andere erfolgreiche Sportpersönlichkeiten, von denen du dir Inspiration für deine eigene Spielerkarriere und deine Rolle im Verein holst?
Thomas: Von eigener Karriere zu reden, wäre etwas vermessen, ich bin Hobbyspieler, maximal Breitensportler. Ich sehe Timo Boll sehr gerne Tischtennis spielen und finde ihn auch als Person sehr sympathisch. Mit mir selbst hat das aber nichts zu tun. Als Spieler und Funktionär habe ich Matthias Sammer immer geschätzt. Er verkörpert für mich altmodische Tugenden im positiven Sinne. Ein kritischer Geist, der Entwicklungen hinterfragt, auch wenn es unbequem ist. Das kann für einen Verein sehr wertvoll sein.

TTSF: Dann gehen wir einen Schritt Weg vom Tischtennis. Welche anderen Sportarten haben dich schon durch dein Leben begleitet? Gibt es Erfahrungen oder Fertigkeiten, die dir jetzt beim Tischtennis zugutekommen?
Thomas: Ich finde Sport allgemein einfach großartig, sowohl als aktiver Sportler wie auch als Zuschauer. Der FC Bayern begleitet mich als Fan durch mein Leben, seit ich denken kann. Aber auch andere Sportarten, wie jetzt bei den Olympischen Spielen, interessieren mich. Sich sportlich zu messen und gewinnen zu wollen, üben eine unheimliche Faszination aus.

TTSF: Was würdest du als deine größte Stärke im Wettkampf ansehen?
Thomas: Im Laufe der Jahre bilde ich mir ein, das Spiel gut „lesen“ zu können. Ich erkenne, was notwendig wäre, um unangenehm für den Gegner zu sein und das Spiel zu gewinnen. Theoretisch habe ich es drauf, ob ich es dann praktisch umsetzen kann, ist eine andere Frage. Wenn der Gegner besser ist, gibt es da Grenzen.

TTSF: Zu welcher Musik würdest du am liebsten bei einem Punktspiel einlaufen?
Thomas: Eine sehr interessante Idee, Einlaufmusik bei der fünften Mannschaft! "Bum Bum" von Trio würde uns sicher einen Schub geben.

TTSF: Welche Werte und Eigenschaften sind dir wichtig und wie versuchst du, sie sowohl im Sport als auch im Alltag zu leben?
Optimistisch bleiben – Freue dich auf das Spiel und auf den nächsten Tag
Altmodische Tugenden wie Ehrlichkeit, Fairness, Respekt und Ehrgeiz
Sei so, wie du bist – verstelle dich nicht und mache dein Ding

TTSF: Diese Eigenschaften zu verkörpern ist sicherlich erstrebenswert. Zum Abschluss will ich noch wissen: Gibt es Anekdoten aus den vielen Jahren Tischtennis?
Thomas: Der TV Lichtental war zu Landesliga-Zeiten der Tischtennisfreunde Niederschopfheim immer ein rotes Tuch für uns. Viele Jahre später gingen wir mit den Lichtentalern nach einem Spiel sogar gemeinsam essen. Da gestanden sie mir, dass es in Lichtental einen „Club der Vergin-Geschädigten“ gibt. Das hatte sich so ergeben, weil sie dachten, dass man gegen mich eigentlich nicht verlieren kann. Als dann im Laufe der Jahre einer nach dem anderen gegen mich den Kürzeren zog, gründeten sie diesen imaginären Club.
Noch eine andere Anekdote: bei einem Spiel in Ulm sagte mein damaliger Doppelpartner Hans Bayer, nachdem er einen Fehler gemacht hatte: „Jetzt treffe ich auch nichts mehr!“ Ich war sehr verwundert, da ich bis zu diesem Spruch gar nicht den Eindruck hatte, der schlechtere Spieler gewesen zu sein.

Das Interview führte Leon Huck