"Erstaunlich ist, dass der Nachwuchs sich so gut im Verein einbringt"
Leon Huck fühlt unserem Ehrenmitglied auf den Zahn / Günters Sprüche sind legendär und berüchtigt
Günter Armbruster spielt seit viele Jahren in der fünften Mannschaft und gehört zur DNA des Vereins. Es ist ein Konzept des Vereins, dass jeder Nachwuchspieler, der etwas in Hohberg werden will, durch das "Stahlbad" er Fünften gegenagen sein muss. Das liegt auch an unserem Ehrenmitglied, das dem Nachwuchs auf unnachahmliche Weise die notwendige Wettkampfhärte vermittelt. Leon Huck fühlte der Stimmungskanone auf den Zahn.
TTSF: Hallo Günter, schön, dass Du Zeit für ein Interview hast. Man sagt Rentnern ja immer nach, dass sie keine Zeit hätten. Wie geht es Dir bei dem Thema?
Günter: Da ist was Wahres dran. Früher ging viel nebenbei. Heute muss ich mich mehr aufraffen, damit ich nicht im Pensionsdasein schlummere. Auch gönne ich mir bei körperlichen Arbeiten mehr Pausen.
TTSF: Günter, seit wann spielst Du Tischtennis?
Günter: Seit meinem zwölften Lebensjahr betreibe ich den Sport aktiv in Mannschaften mit kurzen Unterbrechungen. Letztes Jahr hatte ich mein 50-jähriges Jubiläum.
TTSF: Gratulation, das nennen wir Vereinstreue! Was fasziniert Dich an dieser Sportart?
Günter: Tischtennis ist ein hoch komplexes Zusammenspiel aus diversen körperlichen und geistigen Abläufen. Das Spiel gilt als schnellste Rückschlagsportart. So braucht es Reaktion, Koordination, Schnelligkeit, Kondition, Konzentration und vieles mehr, um sich im Wettkampf zu behaupten. Trotz dieser technisch sehr anspruchsvollen Sportart ist es erstaunlich, dass man auch nach längeren Auszeiten sofort wieder durchstarten kann. Es ist ein bisschen wie Fahrradfahren: Gelernt ist gelernt. Da man keinen direkten Gegnerkontakt hat, kann man bis ins hohe Alter noch Wettkampfsport etreiben. Seit mir bekannt ist, dass TT eine gute Prophylaxe gegen Parkinson und Alzheimer ist, motiviert mich der Sport noch mehr.
TTSF: Hast Du im Laufe der Zeit etwas an Deiner Spielweise geändert?
Günter: Zwangsläufig werden die Ballwechsel kürzer, da die körperlichen Fähigkeiten nachlassen. Da ich aufgrund meiner alten Knochen auch nicht mehr so viel trainiere, muss ich halt kleinere Brötchen backen. Auch beim Bälle Einsammeln brauche ich mittlerweile mehr Zeit. Da hoffe ich schon das ein oder andere Mal, dass die Jugend sich für mich bückt. Früher nannte man mich anerkennend Gazelle. Heute sind die Tiere größer und schwerer. Gazebolon ist heute wohl zutreffender (schmunzelt).
TTSF: Wie schaffst Du es Dich im reifen Alter gegen die jungen Wilden durchzusetzen?
Günter: Da ich seit vielen Jahren einen Noppenbelag auf der Rückhand spiele, kann man schon mal einen jungen Gegner verunsichern. Gerne zeige ich das auch vor dem Spiel an. Früher hat dies jedoch mehr abgeschreckt. Heutzutage sind die Jungen nicht mehr so verängstigt und trainieren auch mehr gegen Material. Ansonsten kann man auch mit Erfahrung manchmal was ausrichten. Klappt aber immer seltener.
TTSF: Du bist für Deine lockeren Sprüche an der Platte bekannt. Willst Du damit Deine Gegner verunsichern?
Günter: Absichtlich nicht. Ich bin für ein faires Spiel bekannt. Die Sprüche kommen auch nicht immer bei jedem gut an. Mein Humor ist gewöhnungsbedürftig. Ein bekannter Spruch vom Miami Vice-Schauspieler Don Johnson lautet: „Der Erfolg hat mich nicht verändert. Ich bin noch das gleiche Arschloch wie früher“. Trifft wohl auch auf mich ein bisschen zu.
TTSF: Was war Dein bester Spruch zu einem Spieler einer gegnerischen Mannschaft?
Günter: Ich habe mal zu einem 17-Jährigen gesagt: „Wenn deine Mutter mir vor 20 Jahren beim Tanzen keinen Korb gegeben hätte, wärst du heute mein Sohn.“ Das scheint ihn so beschäftigt zu haben, dass ich einen ungefährdeten 3:0-Sieg einfahren konnte.
TTSF: Was war Dein schönster Sieg?
Günter: Jeder Sieg gegen einen vermeintlich viel besseren Spieler. Aber natürlich solche Siege, mit denen ich zu Meisterschaften beitragen konnte.
TTSF: Was war Deine bitterste Niederlage?
Günter: Einmal führte ich im dritten Satz mit 18:12 (früher wurde bis 21 gespielt; A.d.R.). Den sicheren Sieg vor Augen, spielte ich wohl überheblich und habe ab diesem Zeitpunkt keinen Punkt mehr erzielt.
TTSF: Du warst früher in der Jugendarbeit aktiv. Welche aktuellen Spieler hast Du geformt?
Günter: Da war ich viel zu kurz dabei und auch eher in einer Statistenrolle, um Spuren zu hinterlassen. Wichtiger war für mich die Integration der „Kleinen“ in die Mannschaft und in die Erwachsenenwelt. So lernten sie bei mir nach dem Spiel sich richtig zu duschen und in der Wirtschaft den Teller leer zu essen. Auch wie man mit den Fräulein Bedienungen umgeht, um vielleicht bevorzugt behandelt zu werden. Den ein oder anderen Spruch an und neben der Platte haben sie vielleicht erst später verstanden.
TTSF: Hast Du neben Tischtennis noch weitere Hobbies?
Günter: Früher jede Sportart, die mir über den Weg lief. Heute eher Gesundheitssport, mit Ausnahme Tennis. Diese Sportart betreibe ich im Sommer ebenfalls noch im Wettkampf. Leider funktioniert das Läuferische nicht mehr so wie früher. Auch bin ich noch ein passabler Skifahrer. Ansonsten koche ich gerne, bin Heimwerker, verreise gerne mit dem Wohnmobil. Einen wichtigen Platz in der Freizeit nehmen auch meine zwei Enkeljungs ein. Die akzeptieren noch den ein oder anderen Ratschlag. Auch meinen die in ihrer kindlichen Naivität, der Opa könne noch gut kicken.
TTSF: Was sagt Deine Frau Gabi zu Deinen zahlreichen sportlichen Aktivitäten?
Günter: Die ist wahrscheinlich froh, wenn ich ihr nicht auf den Wecker gehe. Wenn ich es nicht übertreibe, ist sie tolerant. Ihr ist es lieber, ich komme zufrieden und erschöpft vom Sport heim, als betrunken vom Stammtisch.
TTSF: Wie siehst Du die Entwicklung unseres Vereins in den letzten Jahren?
Günter: Alles ist sehr professionell geworden. Die Vorstandschaft legt sich mächtig ins Zeug. Dieses Engagement ist bewundernswert. Auch, dass der Nachwuchs sich so gut einbringt, ist schon erstaunlich und lobenswert. Das kommt wohl auch bei Externen gut an. Man sieht das im Training an den vielen Gastspielern. Manchmal ist mir der Trubel fast zu viel. Trotzdem alles in allem eine sehr gute Entwicklung.
Das Interview führte Leon Huck