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Interview: Achim Stoll zur Relegation

Geschrieben von Stoll / Huck
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Randnotizen eines außenstehenden Insiders
"Das Gesamtkunstwerk Oberligaaufstieg ist vollendet!"
Das Puzzle zu diesem großartigen Erfolg ist komplett zusammengefügt, sodass man sich im Nachgang ruhig die Frage stellen darf: Aus welchen Einzelteilen besteht dieses Puzzle beziehungsweise welche Gründe haben dazu geführt, dass der Underdog in den Relegationsspielen den Aufstieg in die Oberliga perfekt machen konnte. Achim Stoll, der gar kein Spieler der ersten Mannschaft der TTSF Hohberg (mehr) ist, versucht stellvertretend an dieser Stelle Erklärungen zu finden. 'Kimes' war in den letzten Wochen, als klar wurde, dass der Aufstieg nur über die Relegation erreicht werden kann, als Sparringspartner im Training, als Impulsgeber bei Mannschaftsbesprechungen oder als Betreuer an der Bande an diesem historischen Wochenende dabei.

Wir fragten Achim Stoll nach den Gründen für diesen Erfolg:

TTSF: Wie war die Stimmung im Team nach dem verpassten Direktaufstieg gegen Kleinsteinbach/Singen?
Achim:
Das Team hat sich nicht lange mit dem verpassten Direktaufstieg in die Oberliga befasst. Der Gegner aus Kleinsteinbach-Singen hatte sich durch die kurzfristige Verpflichtung eines spielstarken Inders während der Saison die Favoritenposition in der Badenliga „erwirtschaftet“ und ist folgerichtig durch zwei hauchdünne Siege gegen die Ortenauer als Meister in die Oberliga aufgestiegen. Statt die Köpfe hängen zu lassen hat die Mannschaft um Kapitän Jonas Degen die Flucht nach vorne ergriffen. Das bedeutete viele zusätzliche Trainingseinheiten und die Aufarbeitung des Problems mit den Ergebnissen in den Doppeln. Am Tag der Arbeit gab es keine feuchtfröhliche Wanderung zu irgendeinem Heckenfest, sondern drei Trainingseinheiten unter Anleitung von Trainer Sven Happek. Immer wieder machten sich die Jungs gegenseitig heiß auf die Relegationsspiele, sie wollten sich unbedingt für eine tolle Saison belohnen. Die genaue Analyse der beiden 9:7 Niederlagen gegen Kleinsteinbach/Singen legte das Hauptproblem des TTSF Teams schonungslos offen: gegen gleichwertige Gegner funktionieren die Doppel nicht, sowohl im Hin- als auch im Rückspiel ging man einer 1:3 Doppelbilanz von den Platten.

TTSF: Welche Konsequenzen zog man aus dieser doch recht ernüchternden Analyse?
Achim:
Zunächst wurden die einzelnen Paarungen in der Rückrunde umgestellt und danach konsequentes Doppeltraining gegen vielfältige Gegner in den Einheiten angesetzt. Man hatte im TTSF Lager schon gehofft, dass dadurch eine Verbesserung der Doppelbilanz erreicht werden könnte, mit einer makellosen 7:0 Bilanz in den beiden Matches hätte wohl nicht einmal der kühnste Optimist gerechnet. Das Spitzendoppel der favorisierten Mannschaft aus Gnadental Horlacher/Rakov hatte während der gesamten Oberligasaison nur ein einziges Spiel verloren, am Samstag waren es deren gleich zwei. Dies verdeutlicht mit welchem Mut und mit welcher Fokussierung die TTSF-Akteure dieses Match angenommen haben, der unbedingte Wille den Oberligaaufstieg perfekt zu machen war für alle Besucher in der Halle deutlich erkennbar.

TTSF: Gab es weitere Gründe?
Achim:
Ein weiteres Puzzleteil für diesen großartigen Erfolg bestand sicherlich in der einheitlichen Einschätzung vieler Tischtennis-Experten, die in der Halle vor Ort waren. Nämlich, dass die Hohberger nach der teilweise etwas holprigen Vorstellung gegen Donzdorf, niemals in der Lage sein würden dem Favoriten aus Gnadental gefährlich zu werden. Ein Vereinsfunktionär auf Donzdorfer Seite meinte gar im Dialog mit dem 2. Vorstand von Hohberg, Thomas Huck: „das Spiel wird sehr deutlich gegen euch laufen“. Diese Stimmung war unter den einheimischen Zuschauern genauso spürbar wie innerhalb der gastgebenden Mannschaft aus Gnadenteil, die vor dem Spiel die Favoritenrolle gerne annahmen und sehr großes Selbstvertrauen versprühten. Der 3:0 Zwischenstand für die TTSF Hohberg nach den Eingangsdoppeln führte wohl zu einem ersten Hallo-wach-Erlebnis auf Seiten der Gnadentaler Mannschaft, doch so richtig beunruhigt war man noch nicht. Plötzlich sprachen die gastgebenden Spieler auch nicht mehr von einem Sieg sondern von der Tatsache, dass schon ein Unentschieden dem TTC Gnadental reichen würde.

TTSF: Welche Rolle spielte die große Anzahl von TTSF-Fans in der gegnerischen Halle?
Achim:
Ganz genau! An dieser Stelle sollte das nächste Puzzleteil erwähnt werden, das den Hohbergern den notwendigen Rückenwind verschafft hat, um die Führung bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand zu geben. Der große, stimmgewaltige Anhang auf Hohberger Seite, ausgestattet mit Trommeln und Vuvuzelas, führte zu einer ganz besonderen Atmosphäre in der Halle, die das TTSF-Team beflügelte und die Mannschaft des TTC Gnadental schwer beeindruckte. „Eure Fans haben uns weggetrommelt“ war der Kommentar eines Vorstandsmitgliedes des TTC Gnadental etwas frustriert.

TTSF: Wie ist das Teamgefüge einzuschätzen, welchen Anteil hatte das?
Achim:
Die Einstellung der TTSF-Akteure war herausragend. Da war kein Jammern zu hören, kein Lamentieren zu sehen, die Körpersprache war immer positiv und voll konzentriert, auch wenn es mal phasenweise nicht so gut lief. Damit haben die Jungs genau das umgesetzt was im Motivationskreis mit den Betreuern unmittelbar vor dem Spiel besprochen haben. Mit Heißmacher Sven Happek, TT-Experte Carsten Höft, Capitano Thomas Huck und mir waren 4 Betreuer am Start, die sich beim Coaching abgewechselt haben. Wir Coaches haben an der Bande derart mitgefiebert und mitgelebt, dass unsere Körper am Ende genauso leer waren wie die der Spieler.

Das Interview führte Thomas Huck.